Eigentlich ist die sechszehnjährige Kay auf die Burg des Dracyrlords Harrynkar gekommen, um den Tod ihrer Familie zu rächen. Um unerkannt zu bleiben, schleust sie sich unter falschem Namen als Dienstmagd ein und hat schon bald das zweifelhafte Vergnügen nicht nur dem Dracyrlord selber, sondern auch seinem beinahe ebenso grausamen Sohn Damian zu begegnen. Und doch scheint es nicht nur zwischen Damian und Kay eine besondere Verbindung zu geben – Kay vernimmt in ihren Träumen immer wieder Stimmen, die aus den Tiefen der Burg kommen: aus den Pferchen der Dracyr…
Meine Meinung:
„Dracyr“ ist nicht das erste Fantasybuch, das ich von Susanne Gerdom gelesen habe. Im letzten Jahr konnte mich „Sturm im Elfenland“, das sie unter dem Pseudonym Frances G. Hill geschrieben hat, gut unterhalten, allerdings mochte ich da das Ende nicht so gerne: zum einen war es mir zu abgedreht, zum anderen etwas zu schnulzig. Würde es mir mit dem neuen Fantasyroman für Jugendliche genauso gehen?
„Das Feuer drängt mächtig gegen die Nüstern. Der Überdruck wird so gewaltig, dass er droht, die Innereien zu zerreißen. Endlich schießt eine Feuersäule aus dem Rachen, deren Flammenzungen in einem Umkreis von zwanzig Fuß alles in Brand setzen, die trockene, dürre Vegetation, die Kleider der Männer, das ungeschützte Haar, das Zaumzeug, die Mähnen der Pferde.“ (S. 7/8)
Drachen sind faszinierende Fantasywesen und ich lese sehr gerne über sie. Susanne Gerdom gelingt es wirklich hervorragend, den Drachen Eigenschaften zu geben, die sie zu (gefährlichen?) Gefährten machen, ohne sie zu sehr zu vermenschlichen. Kay kommt mit der Einstellung an die Burg, dass alle Dracyr und vor allem ihre Schattenreiter böse und grausame Wesen sind. Erst nach und nach wird sie lernen, dass sie auch hier nicht alle über einen Kamm scheren darf.
Die Entwicklung, die Kay durchmacht, wie sie mit ihrem Schicksal hadert – ja, die ganze Geschichte ist wirklich spannend und faszinierend geschrieben. Im Gegensatz zu anderen Fantasyromanen, vor allem High Fantasy, liest sich das Buch wirklich schnell und ließ mich gar nicht mehr los. Das liegt vor allem an dem Schreibstil, der eher zu einem Jugendbuch, als zu einem Fantasyschmöker passt.
Wer also große Worte, bildhafte Schlachten und einnehmende Sprache erwartet, der mag vielleicht enttäuscht werden. Wer aber eine spannende Geschichte lesen möchte, die ein gelungenes Mittelding zwischen Romantasy und High Fantasy darstellt, wer nach mehreren Stunden lesen kaum aus der Geschichte auftauchen möchte, dem empfehle ich „Dracyr – Das Herz der Schatten“. Ich vergebe 8 von 10 Sternen, denn ich habe mich gut unterhalten gefühlt.
Dracyr – Das Herz der Schatten – Susanne Gerdom – Klappbroschur – 512 Seiten – 14,99 € – ISBN: 978-3-570-40224-5 – erschienen: März 2014 (cbt) – Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Einsortiert unter:08 Sterne, Jugendfantasy Tagged: cbt/cbj, Drachen, Dracyr, Fantasy, Jugendbuch, Jugendfantasy, Rezension, Susanne Gerdom